Mit einem 42-Rekordstarterfeld ging es für die GT4 European Series vergangenes Wochenende am Circuit Paul Ricard in die dritte Runde. Während sich das Mönchengladbacher Team in den Freitagstrainings auf Platz eins und zwei als Favorit zeigte, wurde das Fahrerduo Gabriele Piana (32, Italien) / Marius Zug (16, Deutschland) folglich mit zwei herausfordernden Rennen geprüft. Das Podium im PRO/AM Klassement spiegelte am Ende nicht annähernd die Leistung der beiden schnellen BMW Piloten wieder.
Schnellster im Training – Marius Zug und Gabriele Piana an der Spitze
Rund sechs Kilometer Länge fasst der Circuit Paul Ricard, der malerisch in der Ferienidylle Le Castellet Südfrankreichs liegt. Wer sich am Freitag die Trainingsergebnisse durchgelesen hat, hätte garantiert auf das RN Vision STS Racing Team gesetzt. Einmal Trainingsschnellster, einmal Zweiter. Das versprach ein erfolgsversprechendes Wochenende. Aber bekanntlich kommt es dann ja doch immer anders, als man denkt.
Die erste Peitsche gab es bereits im Qualifying eins: Bei 42 Startern ist auch eine Strecke mit 25 Kurven einfach viel zu klein und eine freie Runde fast undenkbar. „Wir hatten ein sehr gutes Gefühl. Die Trainings liefen perfekt“, beschreibt Stammfahrer Gabriele Piana das erste Zeittraining. „Aber wir hatten absolut gar keine Pace. Ich glaube, dass das unser schlechtestes Qualifying war, das wir jemals hatten. Da war keine Pace, kein Grip – gar nichts.“ Das Resultat: Startplatz 20 für den ersten Lauf. Teamkollege Marius Zug hatte etwas mehr Glück. Ihm gelang es, die achtschnellste Rundenzeit in den Asphalt zu brennen und damit für eine bessere Ausgangslage für Lauf zwei zu sorgen.
Umstrittene Durchfahrtsstrafe verhindert Rennsieg
Die Jungs vom RN Vision STS Racing Team wären keine echten Racer, wenn sie den Kopf in den Sand stecken würden. Nein – vielmehr wurde gearbeitet und mit frischer Motivation ging es am Samstag ins erste Rennen an diesem Wochenende. Bei hochsommerlichen Temperaturen haben die Fahrer dabei keinen leichten Job: Fast die doppelte Gradzahl herrscht im Cockpitinnern. Aber kein Hindernis für den routinierten Gabriele Piana, der beim Start den BMW M4 GT4 pilotierte. Es folgte: Der Raketenstart! „Ich konnte am Anfang rund zehn Autos überholen“, so der Italiener, der sich innerhalb kürzester Zeit auf Position vier wiederfand. „Das war mega!“ Doch bei all dem Können, folgte die zweite Peitsche an diesem Wochenende: Beim Versuch, einen gegnerischen Porsche zu überholen, machte dieser überraschend die Tür zu und Piana musste ausweichen. Ausgerechnet über die weiße Linie. Das Vergehen wurde von der Rennleitung sofort mit einer Durchfahrtsstrafe geahndet. Zum Unverständnis von Pianas Teamkollegen, Marius Zug: „In der Fahrerbesprechung wurde das nicht durchgegangen“ so der 16-Jährige. „Die Entscheidung konnte ich nicht verstehen.“ Und auch der Groll bei Piana war groß, immerhin ging es um den Rennsieg. Nach der Strafe und dem Fahrerwechsel ging es weiter für Marius Zug. Am Ende reichte es für Gesamtplatz neun und einem dritten Platz im PRO/AM Klassement. Schadensbegrenzung für ein Rennen, aus dem man als Sieger hätte hervorgehen können.
Zweites Rennen in Paul Ricard: Vom Pech verfolgt
Der Youngster im Team – Marius Zug – hatte zwar die achte Startposition fürs zweite Rennen herausgefahren, durfte letztendlich aber dank nachträglicher Strafen von Rang sechs losfahren. Nach einem guten Start war deutlich zu sehen, dass es kein leichtes Unterfangen für den 16-Jährigen war. Er kämpfte mit dem BMW und den Gegnern auf der Strecke. Als es dann zu einer Full Course Yellow Phase kam, wurde er von drei anderen überholt. Als diese ihren Fehler bemerkten und den jungen Fahrer wieder vorbei ließen, bekam Zug eine Durchfahrtsstrafe mit der Begründung: Überholen unter Gelb! „Wieder so eine Strafe, die keiner nachvollziehen konnte, außer die Rennleitung vermutlich selbst“, ärgerte sich der BMW Pilot, der die Strafe trotzdem absolvierte. „Wir hätten an diesem Wochenende locker zweimal gewinnen können!“
Anschließend übernahm Piana das Lenkrad des 440-PS-starken BMW und kämpfte sich zurück. Er war schneller als so einige vor ihm und so ging es wieder nach vorne – bis sich die nächsten Probleme anbahnten. „Die Getriebetemperatur war nicht in Ordnung“, so der 32-Jährige. „Das hat uns locker 10 – 15 Sekunden gekostet.“ Das Resultat: Gesamtplatz 17 und Sechster der PRO/AM Wertung. Piana sieht es positiv: „Man muss das Glas als halbvoll betrachten. In der Meisterschaft sind wir immer noch vorne mit dabei. Es hätte schlechter sein können. Wir machen Racing. Beim nächsten Mal haben vielleicht andere Pech.“
Teamchef Veit-Valentin Vincentz über das Wochenende in Paul Ricard: „Ich kann das schon verstehen, dass unsere beiden Fahrer verärgert sind und die ein oder andere Entscheidung nicht verstehen konnten. Aber man muss auch ganz klar, sagen, dass die Beiden nach den Rennen aufgewühlt und emotional waren. Meine Sichtweise ist da etwas nüchterner. Unsere Pace am Wochenende war ausreichend, um im PRO/AM Klassement zweimal zu gewinnen. Hätten wir unseren Ablauf durchgezogen – von vorne bis hinten, ohne Fehler – dann wären wir jetzt sicherlich Tabellenführer. Manchmal gibt es aber einfach Rennsituationen, die dazwischen kommen. Das sind aber Basics, die jeder können muss. Wir wissen, wie die Rennleitung auf Streckenlimits reagiert und wir wissen, dass es kein Pardon gibt. Egal ob andere den Fehler machen, oder wir selbst. Von daher haben wir uns selbst das Leben schwer gemacht. Hätten wir diese Standard Situationen beherrscht, wäre es für uns sicherlich einfacher gewesen. Aber wir werden gestärkt daraus hervorgehen und besser vorbereitet in die nächsten Rennen starten.“
Next stop: GT4 Germany am Red Bull Ring in Österreich