Vom dritten Rennwochenende der ADAC GT4 Germany aufs vierte blieb den Teams und Fahrern lediglich eine Woche Vorbereitungszeit, ehe man die Rennboliden vom Circuit Park Zandvoort an den Nürburgring transportierte. Wenig Zeit, die vor allem viele Überstunden bei den Rennteams bedeutete. „Wir haben im Vorfeld eigentlich alles soweit präpariert und vorbereitet, auch wenn wenig Zeit war“, so der Teamchef Veit-Valentin Vincentz. „Das hat viel Arbeit, Zeit und vor allem Überstunden in Anspruch genommen.“ Umso ärgerlicher, dass das Rennwochenende auf dem Nürburgring zur Tortur wurde und das Mönchengladbacher Team im Kampf um den Meisterschaftstitel ein Stück weit zurückgeworfen hat. Unwetterwarnungen, Sturm und zwei Rennen, die beim Team auf Missverständnis stößen.
Der Kampf um wertvolle Meisterschaftspunkte im ersten Rennen
In den beiden Freitagstrainings tat man sich im Team noch etwas schwer, um ein geeignetes Setup zu finden, sodass Marius Zug (16, Deutschland) und Teamkollege Gabriele Piana (32, Italien) erstmal nur unter den Top-10 zu finden waren. Ein paar kleine Veränderung fürs Qualifying später zeigten jedoch, dass sich die Experten im Team bestens auskennen mit dem BMW M4 GT4. Marius Zug lieferte eine Top-Leistung ab. In gerade mal 1:37:975 Minuten umrundete der junge Spross den 3,629 Kilometer langen Prestige-Kurs. Nur eine Zehntel Sekunde hinter dem Schnellsten! Startplatz zwei für den 16-Jährigen! Was des einen Freud, ist bekanntlich des anderen Leid. Weniger Glück hatte nämlich Teamkollege Gabriele Piana. In seiner schnellen Qualifying-Runde stoß der Italiener auf Verkehr. Obwohl er auf Kurs zur Pole-Position lag, gab es kein Durchkommen und so musste er sich mit Startplatz sechs für das zweite Rennen zufrieden geben, was für den temperamentvollen Italiener gar nicht so einfach ist.
Der fliegende Start am Samstag überraschte Marius Zug und das RN Vision STS Racing Team. Ist man es doch aus der GT4 European Series gewohnt, dass erst dann die Startpositionen verlassen werden dürfen, wenn die Ampel auf grün schaltet. Zug, der sich an die Regeln hielt, verlor aufgrund dessen ein paar Positionen. Die Irritation hielt nicht lange an und so versuchte er wieder den Anschluss zu bekommen. „Seine Rundenzeiten waren gut und er konnte sich wieder zurückkämpfen“, beurteilt der Teamchef die positive Leistung seines jüngsten Sprosses. Ein paar unglückliche Umstände zum Fahrerwechsel bescherten dem Team dann allerdings eine Durchfahrtsstrafe, die vermieden hätte werden können. „Im Boxenstopp sind wir eigentlich immer sehr gut. Es gab dann allerdings ein paar Verzögerungen mit dem Funk und am Ende stand in der Boxengasse jemand vor uns, sodass unsere Position nicht wie errechnet war“, so die Erklärung von Vincentz. Die falsche Positionen erschwerte die Kalkulation, sodass der BMW mit Piana am Steuer am Ende eine Zehntel Sekunde zu früh wieder ins Rennen geschickt wurde. Ein Fehler, den die Rennleitung mit einer Durchfahrtsstrafe ahndete.
Am Ende überquerte Gabriele Piana auf Rang sieben liegend die Ziellinie. Damit sammelte das Duo zumindest ein paar Punkte im Kampf um den Meisterschaftstitel.
„Spielregeln sind das, woran sich jeder zu halten hat!“
Der Rennsonntag stoß auf allgemeines Unverständnis im RN Vision STS Racing Team. Ein zweites Mal war das Startprozedere mehr als chaotisch und auch Gabriele Piana, der sich ebenfalls wie Marius Zug am Vortag, an die Regeln hielt, verlor kurzzeitig Positionen. Doch der schnelle Italiener arbeitete sich schnell wieder vor und lag wenige Zeit später bereits auf Rang drei. Dann passierte es: Auf der nassen Strecke wurde der 32-Jährige von der Strecke gedrängt. Es blieb kein Platz mehr und er krachte unglücklich in einen Reifenstapel. Das schnelle Aus in Rennen zwei und ein schwer demolierter Rennwagen.
Das Statement vom Teamchef zum Chaos-Wochenende auf dem Nürburgring: „Ich bin Normalerweise immer sehr objektiv und versuche die Dinge aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Auch wenn ich als Teamchef in dieser Situation befangen bin, würde ich auch für jedes andere Team wünschen, dass die Entscheidungsgremien des ADAC und DMSB alle zur Verfügung stehenden Mittel, in diesem grenzwertigen Fall nutzen würden.
Wir waren in Oschersleben selbst betroffen. Nach einer Berührung auf der Strecke bekamen wir eine Durchfahrtsstrafe, die wir ohne jegliche Diskussion abgesessen haben, weil sie richtig und offensichtlich war. Solche Entscheidungen können ohne Zweifel im Rennen direkt getroffen werden.
Im Vorfall des 2. Rennens am Nürburgring gibt es jedoch 2 entscheidende Aspekte, die die Sache wesentlich brisanter machen und eine gerechte Entscheidung derart erschweren, dass meiner Meinung nach, es zwingend notwendig gewesen wäre, alle zur Verfügung stehenden Mittel auszuwerten und erst unter Einbezug der Stewards des DMSB eine objektive Betrachtung möglich gewesen wäre:
1. Beide Fahrzeuge waren klar außerhalb der Streckenbegrenzung, also hinter der weißen Linie. Hier hat eine Berührung stattgefunden.
2. Es resultierte ein Unfall und eine gefährliche Situation auch für die nachfolgenden Teilnehmer.
Meine Diplomatie hat in dieser Sachlage Grenzen und stößt leider auf Unverständnis.
Die Kämpfe in der laufenden Saison werden von mal zu mal härter. Damit wir im Finale am Sachsenring nicht eine Rallycross- und Stockcar-Crash-challenge erleben, würde ich mir für die noch folgenden Rennen wünschen, dass wir nach einheitlichen Regeln diesen Sport betreiben dürfen. Diese gibt es nämlich auch bei weniger kostspieligen Wettbewerben á la “Mensch ärgere dich nicht!”.
Das Chaos-Rennen auf dem Nürburgring ist Geschichte. Für das Team ein schwieriges Rennwochenende, das zum Nachdenken anregt.
Der nächste Lauf zur ADAC GT4 Germany findet vom 12.-15. September 2019 in Hockenheim statt.